WiYou.de – Ausgabe 6/2022

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 62022 Foto: Nordbrand Nordhausen Für die edlen Tropfen Eierlikör, Rum, Kräuterlikör: Was in keiner Bar fehlen darf und auch in vielen Wohnzimmern zu finden ist, muss ja auch hergestellt werden. Das macht nicht irgendwer, nein, für diese komplexe Aufgabe sind Destillateure wie Dorothea, Emma und Felix zuständig. Alle drei arbeiten bei Nordbrand Nordhausen: Dorothea in der Spirituosenherstellung, Felix in der Produktentwicklung und Emma hat gerade ihre Ausbildung begonnen. Als Destillateur bist du der Experte, wenn es um Spirituosen geht – egal, ob es sich dabei um Likör, Whisky, Rum oder Weinbrand handelt. Du lernst während der dreijährigen dualen Ausbildung, welches alkoholische Getränk welche Grenzwerte beim Säure und Alkoholgehalt hat und warum sich nicht jeder Schnaps, der aus Obst gewonnen wurde, Obstler nennen darf. Grundlage dafür ist die Spirituosenverordnung. „Das ist quasi unser Destillateurgesetz“, sagt Dorothea. Felix ergänzt: „Danach muss man sich richten. Man kann jetzt nicht einfach einen Whisky nur ein Jahr reifen lassen. Ein Whisky muss mindestens drei Jahre in Holzfässern reifen.“ Emma ist gerade im ersten Ausbildungsjahr. Sie ist bei einer Hausarbeit in der Schule auf diesen Beruf aufmerksam geworden: „Ich habe eine Hausarbeit über Parfüm geschrieben und fand den Herstellungsprozess sehr spannend. Danach war Parfümeur mein erster Berufswunsch, aber dort kommt man ganz schlecht rein. Ich finde es total faszinierend, wie man aus einem Lebensmittel, das nicht haltbar ist, durch Destillation den Geruch und den Geschmack haltbar machen kann.“ In den ersten Monaten ihrer Ausbildung hat sie verschiedene Abteilungen in der Herstellung kennengelernt. In der Grundstoffherstellung hat sie aus Kräutern und anderen Drogen Aromen herstellt – zum Beispiel Pfefferminzaroma aus Pfefferminze für Pfefferminzlikör. Mit Drogen sind übrigens keine illegalen Rauschmittel gemeint, sondern pflanzliche Rohstoffe und Gewürze. Die Aromen sind, nachdem sie wochenlang durchgezogen sind und der Ansatz filtriert wurde, hochkonzentriert. Ein ZehnLiterEimer Aroma reiche laut der 21Jährigen aus, um in einem 5.000LiterBehälter für einen intensiven Geschmack zu sorgen. Als nächstes steht bei Emma der erste Block in der Berufsschule an. Für zwei Monate lernt sie am FritzHenßlerBerufskolleg in Dortmund – der einzigen Berufsschule für Destillateure in Deutschland – die ersten wichtigen Theoriekenntnisse über ihren Beruf. Eins der wichtigsten Themen dort ist: „Wasser!“, weiß Dorothea, die bereits seit drei Jahren ausgelernt ist. „Das ist das Thema schlechthin für uns Destillateure, denn es ist unser wichtigster Rohstoff.“ Zudem ist die Destillation natürlich ein großes Thema, also wie man aus einem Rohstoff Alkohol gewinnt. Auch Drogenkunde wird behandelt. Darüber hinaus werden an der Berufsschule auch die Geschmacks und Geruchssinne der angehenden Destillateure geschult. Mit sogenannten Geschmacksschwellentests sollen die Auszubildenden empfindlicher werden. Dorothea: „Es gab zum Beispiel einen DreifachTest mit Pfeffi. Einer war mit ein bisschen Zitronensäure gemischt. Den mussten wir finden.“ Aber keine Sorge: Im ersten Lehrjahr und auch zur Zwischenprüfung finden die Verkostungen mit Fruchtsäften statt. Mit Verkostungen hat Felix in der Produktentwicklung viel zu tun. Wenn er ein neues Produkt entwickelt, muss er oder jemand aus seinem Team jeden Zwischenschritt verkosten und dokumentieren. „Wir probieren und notieren Destillateur (m/w/d)

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